Umfassende Vorbereitung auf den Corona-Herbst - Rede und Antrag

Rede im Bundestag
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Nach zweieinhalb Jahren Pandemie haben die Menschen Besseres verdient: Eine umfassende Vorbereitung auf den nächsten Corona-Herbst statt halbgare Konzepte auf den letzten Drücker. Jetzt müsste diskutiert werden, welche Maßnahmen bei welchen Kriterien wirken sollen und wie sie gegen die Grundrechtseinschränkungen abzuwägen sind.

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Aktueller Antrag:
Die Bundesregierung hat bereits zwei Sommer in der Corona-Pandemie verstreichen lassen, ohne die Zeit ausreichend zu nutzen, um das Land auf die jeweils im Herbst ansteigenden Inzidenzen vorzubereiten. Kathrin Vogler und die Fraktion DIE LINKE legen für den Sommer 2022 einen Zehn-Punkte-Plan zur Vorbereitung auf wieder rapide ansteigende Fallzahlen vor. Denn es braucht eine zielgerichtete Kommunikationsstrategie und gesetzliche Rahmenbedingungen, die eine flexible Reaktion auf den sich verändernden Pandemieverlauf gewährleisten:  "Auf sich verändernden Pandemieverlauf vorbereiten – Maßnahmenplan vorlegen"

 

Kathrin Voglers Rede im Wortlaut:

Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Minister Lauterbach!

Wir erleben jetzt gerade die erste Sommerwelle der Pandemie. Genaue Zahlen haben wir schon längst nicht mehr. Aber wir alle haben um uns herum Menschen, die sich anstecken und krank werden.

Und was tut diese Regierung? Sie schafft für die allermeisten die kostenlosen Bürgertests ab, sodass wir noch viel weniger sehen, was eigentlich passiert. Die neuen Regeln für die Tests sind abschreckend und bürokratisch. Aber ich sage Ihnen voraus, dass Sie am Ende damit kein Geld einsparen, sondern an anderer Stelle viel, viel Geld werden ausgeben müssen.

(Beifall bei der LINKEN)

Das kommt eben heraus, wenn man zwei Tage vor dem Auslaufen Regeln hektisch verändert. So geht das nicht!

Vor einem Monat forderte der ExpertInnenrat der Bundesregierung in seiner 11. Stellungnahme eine Vorbereitung auf den Herbst. Städte und Gemeinden verlangen schon lange, dass die Rahmenbedingungen für die Pandemiebekämpfung im Herbst und Winter geklärt werden. Die Gesundheitsminister/-innen der Länder bitten geradezu verzweifelt um Planungssicherheit. Aber Minister Lauterbach kann nicht tun, was er müsste, weil die Gesundheitspolitik der Ampel offenbar im Finanz- und im Justizministerium gemacht wird.

(Heiterkeit des Abg. Stephan Pilsinger (CDU/CSU))

Die Linke fordert eine umfassende Strategie zur Vorbereitung auf eine mögliche nächste Welle im Herbst und hat dafür in einem Antrag viele, viele Vorschläge gemacht. Die Ampel legt uns aber heute einen Gesetzentwurf vor, bei dem Minister Lauterbach selbst zugibt, dass es sich nur um einen losen Rahmen handelt, der in der weiteren Beratung noch gefüllt werden muss.

(Emmi Zeulner (CDU/CSU): So ist es! So ist es!)

In der Sommerpause weitere Beratungen? Viel Spaß!

(Beifall bei der LINKEN)

Dieser Lückentext, meine Damen und Herren, ist keine ausreichende Vorbereitung auf die im Herbst drohende nächste Welle; denn wir müssen noch dringend klären, bei welchen Indikatoren welche Maßnahmen eingeführt werden sollen. Oder wollen Sie im Herbst etwa wieder endlos über Maskenpflichten streiten, so lange, bis Sie nur noch Schulschließungen oder Teillockdowns vorbereiten können? Das geht doch nicht.

Der Gesetzentwurf enthält dramatische Leerstellen, etwa, was gegen die sozialen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen mancher Maßnahmen zu tun ist.

(Tino Sorge (CDU/CSU): Aber vom Feeling her hat die Ampel ein gutes Gefühl!)

Wir hätten hier diskutieren sollen, wie die Impfkampagne so organisiert werden kann, dass sie besonders diejenigen erreicht, die - das sind vulnerable Gruppen - noch immer nicht geimpft sind. Und wir brauchen eine bundesweit möglichst einheitliche Politik, weil sich Coronaviren eben nicht an Landesgrenzen halten.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir wissen jetzt noch nicht, ob die Sommerwelle vor dem Herbst noch einmal abebbt oder gleich in die Herbstwelle übergeht. Da macht es mich wirklich fassungslos, dass die Regierung hier auf den letzten Drücker nicht mehr als dieses dürre Gerüst aus wenigen Ideen liefern kann. Herr Lauterbach, Sie haben uns eingeladen, mitzuarbeiten. Wir laden Sie herzlich ein, die konkreten Vorschläge aus unserem Antrag aufzunehmen. Da haben wir zum Beispiel auch an den Ausgleich sozialer Härten gedacht oder an die Luftfilter für die Schulen. Wahrscheinlicher ist leider, dass Sie uns am 23. September - kurz vor dem Auslaufen der Schutzmaßnahmen des Infektionsschutzgesetzes - wieder irgendeinen halbgaren Murks vorlegen. Talkshowauftritte ersetzen eben keine konkrete Politik.

(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)

Liefern Sie endlich!

(Beifall bei der LINKEN)

 

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