Solidarität mit den Pflegekräften in NRW!

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Kathrin Vogler hielt am Samstag, 29. Januar 2022, eine Rede auf der Düsseldorfer Kundgebung gegen die Pflegekammer NRW. Sie würdigte die Aktion "Notruf", mit der 700 Beschäftigte aus den Unikliniken des Landes bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung nach Tarif fordern - mit einem Ultimatum von 100 Tagen, das am 1. Mai endet.

 

(es gilt das gesprochene Wort)

Liebe Freundinnen und Freunde,

zunächst möchte ich euch beglückwünschen!

Euer Widerstand, eure Demos und Aktionen gegen die Pflegekammer in NRW in den letzten zwei Jahren, haben die Landesregierung ganz schön ausgebremst:

Sie will nun, statt der ursprünglich geplanten 5, ganze 50 Millionen Euro unserer Steuergelder bereitstellen, um die Zwangsmitgliedsbeiträge für die Pflegekammer zunächst auszusetzen. Wie sinnvoll wäre es, mit diesem Geld einige hundert der dringend benötigten neuen Stellen in der Pflege zu schaffen!

Inzwischen hat die Landesregierung auch noch der Termin für die Wahl zur Pflegekammer auf Ende des Jahres verschoben. Wie es heißt, aufgrund der pandemischen Lage …

Sie versuchen, Zeit zu gewinnen und um eure Zustimmung zu werben.

Aber wir werden natürlich nicht nachlassen und weiter gegen die Einrichtung der Pflegekammer in NRW kämpfen!

Denn die Pflege braucht keine Kammer, sie braucht bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal!

Eine Urwahl aller Pflegekräfte muss her, noch vor der Landtagswahl im Mai und bevor die Landesregierung Fakten schafft und die Kammer eingerichtet wird!

Denn Ihr wisst ja, „wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten.“ (Platon)

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Und das nehmen sich offenbar mehr und mehr Kolleginnen und Kollegen hier im Land zu Herzen und wehren sich dagegen, dass unser Gesundheitssystem immer weiter heruntergewirtschaftet und die Arbeit in der Pflege immer belastender wird.

  • Mehrarbeit, Überstunden unter schwierigsten Bedingungen
  • hohe körperliche und seelische Belastungen in der Arbeit
  • andauernder Zeitdruck und Stress
  • Schichtdienst auch an Feiertagen und Wochenenden
  • die Qualität der Pflege leidet
  • und die Gesundheit der Pflegenden leidet auch.

Wen wundert es da noch, dass die Abbruchquote in den Pflegeberufen inzwischen bei ca. 30% liegt;

dass fast ein Drittel der Beschäftigten, die noch in der Pflege arbeiten, häufig darüber nachdenkt, diesen Beruf aufzugeben und eine andere Tätigkeit anzufangen;

dass jeder vierte Auszubildende den Beruf ohne Anschluss verlässt, weil auch gerade die Auszubildenden oft als Personalersatz verschlissen werden, unter Bedingungen die nicht mehr tragbar sind;

und dass sich bis zu 78 Prozent der Beschäftigten nicht sicher sind, ob sie bis zur Rente in ihrem Job durchhalten …

Wie verzweifelt die Lage ist, zeigt der Notruf, den 700 Beschäftigte aus den Unikliniken im Land, aus Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster, Mitte Januar abgesetzt haben.

Sie haben der Landesregierung und dem Arbeitgeberverband des Landes ein Ultimatum von 100 Tagen gestellt.

Und sie fordern:
- Tarifverhandlungen über angemessene Löhne und Gehälter,
- Maßnahmen gegen den Personalnotstand und zur Entlastung der Beschäftigten
- bessere Ausbildungsbedingungen für Menschen in den Pflegeberufen

Das Ultimatum endet am 1. Mai – am Tag der Arbeit und zwei Wochen vor der Landtagswahl.

Und die Beschäftigen haben schon erklärt, sie sind auch zum Streik bereit.

Es macht Hoffnung, zu sehen, wie viele Menschen sich in diesem Land inzwischen gegen den Pflegenotstand und das Kaputtsparen unseres Gesundheitssystems zur Wehr setzen, ob in der Bewegung gegen die Pflegekammer, der Volksinitiative „Gesunde Krankenhäuser in NRW – für ALLE!“ oder in „Notruf NRW“.

Wir werden uns auch weiterhin gemeinsam dafür einsetzen, dass die Gesundheitsversorgung in diesem Land neu aufgestellt wird!

  • Die Pflege braucht feste und verbindliche Tarifstrukturen, Tariflöhne für alle Mitarbeiter*innen und sofort mindestens 500 Euro mehr Grundgehalt!
  • Eine gesetzlich festgelegte Personalbemessung für Berufe im Krankenhaus und in den Pflegeeinrichtungen muss zugleich verhindern, dass höhere Löhne in den Einrichtungen nicht zu weniger Personal führen.
  • Denn wer den Pflegenotstand beenden will, der muss die Profitlogik im Gesundheitswesen zurückdrängen -
  • und den Bedarf der Menschen, als Pflegende und als Patient*innen, in den Mittelpunkt stellen.

 

Gute Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe!

Gesundheit ist keine Ware!

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Herzlichen Dank für die Fotos: Mizgin Ciftci, DIE LINKE Osterholz-Scharmbeck, und Hannes Gerwers, Vertrauensleutesprecher Helios Klinikum Duisburg

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