Kostenfreie Bahnfahrten für alle Pflegekräfte und Ehrenamtliche im Katastrophenschutz

Für das „Bahnfahren für umme“ der Soldat:innen werden im Verteidigungshaushalt für 2021 rund 40 Mio. Euro bereitgestellt. Kathrin Vogler meint: Sie werden denen gegenüber bevorzugt, die tagtäglich für Menschen da sind, die Unterstützung, Pflege und Begleitung brauchen oder sich ehrenamtlich im Katastrophenschutz engagieren - das darf nicht sein.

Der deutsche Bundeswehrverband (DBWV) meldet erfreut, dass die Unzufriedenheit unter den Bundeswehrsoldat:innen, die seit Anfang des Jahres die Fernzüge und DB Regio der Deutschen Bahn kostenlos (bundesweit, auch in der Freizeit, aber nur in Uniform) nutzen können, jetzt ein Ende hat: Ab Herbst können nun auch die nichtbundeseigenen Eisenbahnen im Regionalverkehr kostenlos genutzt werden. Für 2020 wird mit rund 650.000 Bahnfahrten durch Soldat:innen im Fernverkehr gerechnet, für 2021 mit rund 600.000 Fahrten. Für das „Bahnfahren für umme“ werden im Verteidigungshaushalt für das Jahr 2021 rund 40 Millionen Euro bereitgestellt und die Jungs und wenigen Mädels freuen sich auch noch, dass sie dieses Geschenk nicht einmal als geldwerte Leistung versteuern müssen.

Die Verteidigungsministerin hält dies für ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber der Truppe „für den Dienst an unserem Land“ und für „einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“. Ein Bundeswehr-Tornado über Syrien macht diesen „Beitrag“ mit ein paar Flügen allerdings locker wieder zunichte: Er emittiert pro Flugstunde so viel CO2 wie 93.000 Kleinwagen auf 100 km.

Für Verkehrsminister Scheuer sind die Gratisreisen der Truppe auch ein „Herzensanliegen“. Sie seien ein „Zeichen des Respekts für unsere Truppe in der Mitte der Gesellschaft“, und „Soldat:innen in der Bahn „verbessern … die Sicherheit aller Reisenden“ - ein erneuter Versuch, den Einsatz der Bundeswehr im Innern schleichend zu legitimieren.

Kurzum, was AKK und Scheuer jubeln lässt, bleibt ein ausgesprochen unappetitlicher Move, der Bundeswehrsoldaten, deren Geschäft der Krieg, das Kämpfen und das Töten ist, in aller Öffentlichkeit („in der Mitte der Gesellschaft“) denen gegenüber bevorzugt, die tagtäglich zum Beispiel für Menschen da sind, die Unterstützung, Pflege und Begleitung brauchen.

Gerade jetzt, wo wir auf unsere Pflegekräfte noch mehr als sonst angewiesen sind, wäre diese Geste des Respekts und der Wertschätzung angemessener gewesen: Kostenfreie Bahnfahrten für alle Pflegekräfte und ehrenamtlichen Helfer:innen im Katastrophenschutz!

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Siehe auch zum Thema:

Kathrin Voglers Glosse in der ZivilCourage (2/2020, S. 20) dem Mitgliedermagazin der DFG-VK
Video Kathrin Vogler & die Verteidigungsministerin im Bundestag (29.01.2020): "Soldaten, Wissenslücken & Litfasssäulen"