movum: Drei Fragen zum Frieden

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In movum, dem Debattenmagazin der Umwelt­bewegung, getragen vom KlimaJournalistenBüro und vom Deutschen Naturschutzring (DNR), beantwortete Kathrin Vogler, gemeinsam mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MdB für die FDP) und Jürgen Scheffran (Professor für Klimawandel und Sicherheit an der Uni Hamburg) "drei Fragen zum Frieden".

movum: Welche Folgen hat die Globalisierung der Umweltzerstörung aus Ihrer Sicht für den Frieden?

Kathrin Vogler: Reden wir zuerst über Chancen: Immer mehr Menschen wissen, dass Erderwärmung, Artensterben, Verseuchung des Wassers und Zerstörung der Böden nicht an Staatsgrenzen halt machen und deswegen gemeinsam und solidarisch bekämpft werden müssen. Sie organisieren sich grenzüberschreitend und verstärken gemeinsam den Druck auf die Regierungen, endlich wirksam zu handeln. Dabei geraten sie in Konfl ikt mit den Kräften, die im globalisierten Kapitalismus die reale Macht haben und von der Umweltzerstörung profi tieren: die großen transnationalen Konzerne, die Banken und Börsen. Diese Auseinandersetzungen gewaltfrei zu führen und autoritäre Tendenzen zurückzudrängen ist meiner Ansicht nach notwendig, um Ökologie, Frieden und Gerechtigkeit miteinander zu verbinden.

movum: Wie stehen Sie zu dem Zwei-Prozent-Ziel für den Verteidigungshaushalt angesichts des hohen Investitionsbedarfs für den Klimaschutz?

Kathrin Vogler: Die geplante Verdopplung des Rüstungshaushalts ist kein Beitrag zu mehr Sicherheit, sondern der verzweifelte Versuch der Reichen, ihre Privilegien gewaltsam abzusichern und ihre Interessen militärisch durchzusetzen. Angesichts des engen Zeitfensters und der drängenden Notwendigkeit, in allen Politik- und Lebensbereichen einen Aufbruch für mehr Klimagerechtigkeit zu initiieren, benötigen wir alle personellen, geistigen und fi nanziellen Ressourcen unserer Gesellschaft. Dazu kommt, dass Krieg immer mit schwerster Umweltzerstörung einhergeht und das Militär selbst einer der größten Klimakiller ist. Allein das US-Militär verbraucht mehr fossile Energieträger als ganz Afrika. Deswegen ist Aufrüstung und Kriegsvorbereitung auch unabhängig von den Kosten eine Gefahr für die menschliche Sicherheit.

movum: Ist die Zunahme von Umweltflüchtlingen eine Gefahr für den Frieden?

Kathrin Vogler: Nicht die Flüchtenden, sondern diejenigen, die durch ihr wirtschaftliches und militärisches Handeln deren Lebensgrundlagen zerstören und sie zur Flucht zwingen, sind eine Gefahr für den Frieden. Wenn ganze Länder im Meer versinken oder fruchtbare Regionen versteppen, wird es zwangsläufi g zu stärkeren Konfl ikten zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen kommen. Wer Krieg und Hunger sät, wird Flüchtlinge ernten. Deswegen sagen wir als Die Linke: Klimaschutz, Stopp der Rüstungslieferungen und eine gerechtere Weltwirtschaft sind notwendig, um Fluchtursachen zu bekämpfen und das friedliche Zusammenleben auf einem lebenswerten Planeten zu ermöglichen.

Das ganze Interview in movum, Heft 26/2019 (als pdf).