In Konflikten mangelt es nicht an Waffen

FeierabendtalkNRWFriedenNahost

Am Anfang des 6. Feierabendtalks am 28. Oktober 2014 im LINKEN Zentrum in Emsdetten stand ein Dokumentarfilm, der die Mehrzahl der Besucherinnen und Besucher sprachlos zurück ließ. Der ehemalige israelische Soldat Yehuda Saul schildert darin die Zeit seiner Stationierung in der besetzten Stadt Hebron und sein darauf folgendes politisches Engagement. Der Nahostkonflikt bildete somit den Ausgangspunkt für die anschließende Talkrunde, in der Kathrin Vogler, MdB, gemeinsam mit dem Publikum und der abrüstungspolitischen Sprecherin der LINKSFRAKTION, Inge Höger, die Herausforderungen für eine „LINKE Friedenspolitik“ diskutierte.

„Für alle weltweit stattfindenden Konflikte gilt: An Waffen mangelt es dort nicht.“ Mit diesen Worten stellte Inge Höger ihre Ablehnung gegen die Aufrüstung von Konfliktparteien klar. Kathrin Vogler ergänzte: „Man muss zunächst damit anfangen, Konflikte regelrecht auszutrocknen. Der Nachschub an Waffen und Kriegsgerät muss unterbunden werden. Zurzeit findet oft leider das Gegenteil statt.“

Insbesondere mit Blick auf die nach militärischen Interventionen geschaffenen Nachkriegsordnungen in Ländern wie Afghanistan oder Irak habe sich gezeigt, welch verheerende Auswirkung diese Strategie habe. Vogler weiter: „Die Idee, einen schwachen Staat mit einer starken Armee auszurüsten, hat sich in den letzten Jahren als fatal entpuppt.“ Oft seien schlecht bezahlte Soldaten mitsamt ihrer Ausrüstung zu Milizen übergelaufen.

In dem eingangs gezeigten Film „Yehuda Sauls Entscheidung“ zeichnet der ehemalige Soldat Yehuda Saul seinen eigenen Bruch mit der Spirale aus Gewalt nach. Heute leitet er eine außerparlamentarische Organisation in Israel, „Breaking the Silence“. Er führt Reisegruppen aus Israel und aller Welt nach Hebron. Dort, in der zweitgrößten Stadt der Palästinenser im israelisch besetzten Westjordanland, hatte er als Soldat das Kriegsrecht durchgesetzt. In seiner Einschätzung ist er, wie viele andere Soldaten auch, damals zum Täter geworden und hat nicht bloß Befehle befolgt."Und ich hatte immer geglaubt, ich wäre einer von den Guten", so lautet sein bitteres Fazit. In einer Ausstellung haben die Aktivisten von „Breaking the Silence“ Bilder und Dokumente über die Brutalität der andauernden Besatzung zusammengetragen. Ihr Ziel ist es, durch Aufklärung der Bevölkerung in einem ersten Schritt den Weg zu wirklichem Frieden zu bereiten. Der Film kann im LINKEN Zentrum an Schulklassen oder andere Gruppen kostenlos ausgeliehen werden.