Liebe Leserin, lieber Leser,
in der Nacht zum 5. Juli wurden die Bewohnerinnen und Bewohner der Elsässer Straße in Oberhausen von einem lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. Am Linken Zentrum, in dem sich die Büros der Partei und der Ratsfraktion befinden, wo viele Aktionen geplant und vorbereitet werden und in dem auch eine Sozialberatung stattfindet, war eine Bombe explodiert. Sogar auf der gegenüberliegenden Straßenseite zerbarsten die Scheiben von zwei Ladenlokalen. Wir alle kennen Angriffe auf linke Büros, auf Abgeordnete, Kommunalpolitiker*innen, ja sogar auf einfache Mitglieder. Während des Wahlkampfs erhalten unsere Kandidat*innen regelmäßig krude, bedrohliche „Fanpost“ und es gibt wahrscheinlich kein linkes Büro, das noch nie Ziel von Nazi-Schmierereien und Zerstörung von Schaufenstern war.
Dennoch hat mich diese Attacke besonders erschüttert. Ich kenne das Linke Zentrum in Oberhausen von vielen Treffen unserer Landesarbeitsgemeinschaften. Bis zur Bundestagswahl war es das Büro meines MdB-Kollegen Niema Movassat, der nicht wieder kandidiert hat. Für viele fortschrittliche Menschen in Oberhausen ist es ein Treffpunkt, eine Anlaufstelle, ein zweites Zuhause.
Die Polizei lässt sich bei den Ermittlungen nicht in die Karten gucken, aber so viel ist klar: Es war kein simpler Molotow-Cocktail und keine gekaufte Pyrotechnik, mit der unser Zentrum angegriffen wurde, sondern eine selbst gebaute Bombe. Im Vorfeld gab es immer wieder Drohbriefe und Schmäh-Mails mit eindeutig rechtsextremem Hintergrund an die Fraktion und die Partei in Oberhausen. Auch, wenn es kein Bekennerschreiben oder eindeutige Hinweise auf den oder die Täter*innen gibt: Schon die Brutalität und Rücksichtslosigkeit des Anschlags deutet klar in die rechte Ecke.
Für mich ist klar, dass dieser Anschlag uns allen gilt: allen, die für eine freie und solidarische Gesellschaft stehen, die sich der braunen Brut auf unseren Straßen in den Weg stellen und die sich täglich gegen die Verrohung der politischen Auseinandersetzung zur Wehr setzen.
Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen von der politisch motivierten Gewalt. Auch, wenn der Staat und seine Behörden nicht genug Konsequenzen ziehen aus dem Naziterror, der so viele Menschenleben gefordert hat: Wir müssen zusammenhalten und widerstehen.
Als Zeichen der praktischen Solidarität habe ich daher entschieden, ab August ein Abgeordneten-Bürgerbüro in den Räumen des Linken Zentrums Oberhausen zu eröffnen. Damit will ich zeigen: Ihr kommt nicht durch. Eure Angriffe machen uns nur stärker, weil sie uns in Solidarität vereinen.
Und wir lassen uns nicht einschüchtern und vertreiben. Jetzt erst recht! Wenn jemand von euch das Bedürfnis hat, für den Wiederaufbau des Linken Zentrums Oberhausen und für die Unterstützung der ebenfalls betroffenen Ladeninhaber zu spenden, dann könnt ihr das bei Paroli e.V. tun:
Stadtsparkasse Oberhausen
DE04 3655 0000 0050 0029 06
Kennwort: Linkes Zentrum
Das ist jetzt der letzte Newsletter vor der Sommerpause. Ich wünsche euch eine schöne, nicht zu warme Zeit mit Gelegenheit zu Entspannung. Wir sehen uns dann im September wieder.
Solidarische Grüße
Eure Kathrin
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