Informationsreise in den Sudan
Persönlicher Bericht
Den Karl-May-Freunden ist das Land noch als Land des Mahdi vertraut. Und schon zu Zeiten des Radebeuler Abenteuerschriftstellers galt die politische Lage im Sudan vorsichtig formuliert als „unübersichtlich“.
Heute steht das Land am Nil vor einem historischen Wendepunkt. Vor fünf Jahren wurde, nach fast fünfzig Jahren Bürgerkrieg mit über 2,5 Millionen Flüchtlingen und 300.000 Toten, ein Friedensabkommen zwischen der Regierung in Khartum und der südsudanesischen Befreiungsfront SPLA/SPLM geschlossen. Dieses Friedensabkommen sieht vor, dass die Menschen im Südsudan am 9. Januar 2011 in einem Referendum über ihre Unabhängigkeit vom Norden entscheiden können.
Das hört sich einfach an, ist aber kompliziert. Schon allein die Logistik des Referendums ist eine Herausforderung in dem Land mit über 2,5 Millionen Quadratkilometern und einer Bevölkerungsdichte von ca. 15 Einwohnern pro Quadratkilometer (Deutschland: 229).
Viele politisch sensible Fragen im Zusammenhang mit dem Referendum sind auch nach Beginn der Wählerregistrierung noch offen, etwa der künftige Grenzverlauf in der Erdöl-Region Abiey oder die Frage der Staatsbürgerschaft von Südsudanesen im Norden.
Bei einer Reise in den Sudan hatte ich gemeinsam mit meiner Kollegin Christine Buchholz und den Kollegen Jan van Aken und Niema Movassat Gelegenheit, mit vielen Menschen über die Lage vor dem Referendum und die daran verknüpften Erwartungen zu sprechen.
Dabei wurde deutlich, dass eine überwiegende Mehrheit im Süden die Unabhängigkeit will. Wir erfuhren aber auch, dass der Konflikt zwischen Nord und Süd nicht die einzige Gefahr für den Frieden ist. Der Kampf um Weideflächen und Wasserstellen etwa bringt immer wieder Konflikte zwischen Viehzüchtern und Ackerbauern hervor, die auch von politischen Kräften instrumentalisiert werden. Die Entwaffnung und Reintegration von Kämpfern der Bürgerkriegsmilizen, wie sie im Friedensabkommen von 2005 vereinbart wurde, ist weit hinter dem Zeitplan zurückgeblieben.
Besonders beeindruckt war ich von der Arbeit verschiedener Gruppen im Süden, die sich aktiv für Demokratie, Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben einsetzen. So trafen wir Mitglieder der International Nonviolent Peaceforce, die sich dem gewaltfreien Eingreifen in Konflikte verschrieben hat und der christlichen Initiative Reconcile, die Ausbildung in Konfliktbearbeitung und Traumabewältigung anbietet. Die Aktivistinnen dieser und weiterer Organisationen konnten uns von konkreten Erfolgen ihrer Arbeit berichten, mit der sie Frieden zwischen verschiedenen Gruppen der Bevölkerung gestiftet und Gewalt verhindert haben.
DIE LINKE im Bundestag wird sich dafür einsetzen, dass diese positiven Beispiele besser gefördert werden.