Long Covid- und ME/CFS-Betroffene endlich umfassend unterstützen!

Long Covid- und ME/CFS-Betroffene endlich umfassend unterstützen!

Rede im Bundestag
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Kathrin Vogler fordert mit der Fraktion DIE LINKE mehr unabhängige Forschung, angepasste Therapien und konkrete Unterstützung für die Betroffenen. Gesundheitsminister Lauterbauch muss seinen Ankündigungen endlich Taten folgen lassen.

Kathrin Voglers Rede zum TOP 17 "Versorgung von Patienten mit Long- und Post-Covid" am 25. Mai 2023 im Wortlaut:

 

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ehrlich gesagt, ich verstehe die Aufregung nicht. Es ist doch sehr verdienstvoll, dass die Union heute einen Antrag zum Thema der Versorgung von Long-Covid-, Post-Covid- und Post-Vac-Erkrankten aufgesetzt hat.

(Tino Sorge (CDU/CSU): Wenigstens Kathrin Vogler hat es verstanden!)

Denn sie hat das Thema selber lange genug ignoriert, und ich freue mich, dass sie in der Opposition offensichtlich eine Lernkurve absolviert hat.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN - Tino Sorge (CDU/CSU): Wie überall! - Simone Borchardt (CDU/CSU): Wie überall!)

Es ist ja so: Am 5. Mai hat die Weltgesundheitsorganisation die internationale pandemische Notlage im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie aufgehoben. Aber dennoch ist Covid-19 nicht verschwunden. Es ist nicht vorbei, und viele Betroffene, die eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht haben, sind, wie Sie es selber mit einem Hashtag beschrieben haben, nicht genesen. „Nicht genesen“ bedeutet, dass sie verschiedene Erkrankungen entwickeln, von denen manche der Myalgischen Enzephalomyelitis - dem Chronischen Fatigue-Syndrom, kurz ME/CFS - ähneln, die zu schweren Einschränkungen, zu schweren Behinderungen führt. Bereits 2013 hat ja meine Fraktion die schlechte Versorgung der davon Betroffenen in einer Kleinen Anfrage thematisiert. Erst mit dem Auftreten von Long Covid ist diese Erkrankung wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein geraten.

Wir müssen eine gemeinsame Basisstrategie entwickeln - sowohl für ME/CFS als auch für Long Covid -, auf die man dann eine Spezialisierung aufsetzen kann.

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Erich Irlstorfer (CDU/CSU))

Denn noch immer wissen wir viel zu wenig über die Zahl und die Versorgung der an Long Covid und an ME/CFS Erkrankten. Viele Ärztinnen und Ärzte sind noch unsicher, wie sie damit umgehen sollen. Das führt zu einer dramatischen Unterversorgung und teilweise eben auch zu Fehlversorgungen.

Dazu kommt dann noch, dass die Rentenversicherungsträger die Betroffenen teilweise in Rehamaßnahmen und eine Aktivierungstherapie drängen, von der viele überhaupt nicht profitieren, sondern die - im Gegenteil - ihre Lage verschlechtert.

(Simone Borchardt (CDU/CSU): Richtig!)

Auch dass Psychotherapie nicht unbedingt dazu geeignet ist, Autoimmunerkrankungen zu heilen, hat sich leider noch nicht überall herumgesprochen. - Herr Lauterbach ist leider nicht da. Ich hoffe, er kommt wenigstens mal zu den Ausschussberatungen über die wichtigen Gesetze; denn hier muss die Bundesregierung endlich handeln und die von ihr versprochenen Maßnahmen auf den Weg bringen.

Nicht nur gegen Long Covid würde es helfen, wenn wir nicht kommerzielle Gesundheitsforschung mehr fördern würden. In Bezug auf Long Covid haben wir im Juli 2022 gefordert, dass mehr Geld in die Gesundheitswissenschaft, insbesondere in die Versorgungsforschung und die nicht kommerzielle klinische Forschung, gesteckt werden soll. Appelle an die Pharmaindustrie höre ich oft genug. Ich glaube, das hilft nicht. Wir müssen das selber in die Hand nehmen.

(Beifall bei der LINKEN)

Aus den 100 Millionen Euro, die der Minister Anfang des Jahres für ein optimales Versorgungskonzept für Menschen mit Long Covid versprochen hat, sind jetzt beim Kollegen Wollmann nur noch 10 Millionen Euro geworden. Das ist bei Weitem nicht ausreichend. Wir werden weiter Druck machen. Wir werden dem Antrag der CDU/CSU aber heute zustimmen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)