Mehr Psychotherapieplätze jetzt!

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Rede im Bundestag

Patient*innen müssen in Deutschland im Durchschnitt 142 Tage auf eine psychotherapeutische Behandlung warten, in ländlichen Regionen oftmals sogar deutlich länger. Wir brauchen einen Ausbau der Therapiekapazitäten. Die Ampel hat das im Koalitionsvertrag versprochen, aber bisher nichts dafür unternommen.

Kathrin Voglers Rede im Wortlaut:

Verehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren,

heute sprechen wir  über einen dunklen Fleck in unserem Gesundheitswesen: Die Versorgung psychisch kranker Menschen.

In Folge der Pandemie ist der Bedarf an psychotherapeutischer Behandlung stark angestiegen. Und schon vorher mussten Patient*innen im Durchschnitt 142 Tage auf den Beginn ihrer Behandlung warten. Was das bedeutet, zeigt ein Beispiel aus dem Münsterland oder was es bedeuten kann. Die Psychotherapeutin Rammiya Gottschalk schildert auf Instagram, wie sie den nächsten Patienten auf ihrer Warteliste anruft. Sie erreicht seine Frau, die ihr mitteilt, dass ihr Mann sich inzwischen das Leben genommen hat.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn man sich das Bein bricht und Schmerzen hat, da würde niemand akzeptieren, dass der Rettungswagen erst in fünf Monaten kommt. Und bei psychisch kranken Menschen dürfen wir das auch nicht akzeptieren!

Die Ampel hat sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, die Wartezeiten deutlich zu reduzieren. Aber bisher ist überhaupt nichts passiert.

Alle Patientinnen und Patienten müssen eine bedarfsgerechte Therapie erhalten, und zwar zeitnah. Dafür brauchen wir mehr Therapieplätze, mehr Kassensitze und bundesweite Krisendienste, die im Notfall schneller und niedrigschwellig erreichbar sind. Und da muss der Minister Lauterbach endlich liefern!

Wir sollten uns, und das will noch sagen, auch nicht nur auf die Therapie konzentrieren, sondern auch die Vorbeugung stärken. Und da müssen wir über berufliche Belastungen ebenso reden wie über Folgen von Krisen auf die psychische Gesundheit und über die Epidemie der Einsamkeit in unserer Gesellschaft. Und das ist eine Aufgabe, die ist ressortübergreifend! Die können wir nicht alleine mit der Gesundheitspolitik bewältigen.

Die Herausforderungen für psychische Gesundheit sind groß, aber sie werden nicht kleiner, wenn man den Kopf in den Sand steckt. Minister Lauterbach hatte jetzt schon fünfmal 142 Tage Zeit, eine Initiative zu starten. Warten Sie bitte nicht länger!