Stoppt Def21! Grußwort zur NRW-Demo & Blockade-Aktion vor den Tower Barracks/Dülmen

NRWFrieden

Am 7. Mai 21 fand in Dülmen gegen das Mega-Manöver "Defender Europe 21" eine landesweite Demonstration mit eine halbstündigen Blockade vor dem US-Militär-Depot "Tower Barracks" statt. Kathrin Vogler war als Rednerin eingeladen, musste jedoch wegen kurzfristiger Bundestags-Termine absagen. Sie schickte das folgende Grußwort:

 

Ukraine-Konflikt de-eskalieren & Defender21–Manöver stoppen!

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Ihr macht euch gleich auf den Weg, um hier in Dülmen und vor den Tower Barracks gegen das Mega-Manöver Defender Europe 21 zu demonstrieren und öffentlich NEIN zu sagen:

NEIN zu der Konfrontationspolitik, mit der die USA und die NATO uns in einen neuen Kalten Krieg hineinziehen wollen.

Im letzten Jahr wurde Defender Europe 20 von der Corona-Pandemie gestoppt.

Wir sind mitten in der dritten Welle der Pandemie, aber für den riesigen Militär-Aufmarsch gen Osten gilt in diesem Jahr offenbar der Lockdown nicht.

Defender Europe 21 bedeutet:

  • Fast 30.000 internationale Soldaten marschieren auf
  • 26 Staaten sind beteiligt, teils NATO-Staaten, wie zum Beispiel Deutschland, teils nicht, wie zum Beispiel Georgien oder die Ukraine
  • 31 Einzelmanöver mit scharfen Bomben und scharfer Munition fast gleichzeitig in 12 Ländern, auf dem Balkan, im Baltikum und auch in Deutschland
  • Weitere 18 zusätzliche Kriegsübungen in 18 Ländern, darunter auch in Deutschland
  • 12 Flughäfen in Südeuropa und auch in Deutschland
  • und 5 Häfen rund um das Mittelmeer und auch in Deutschland werden zur Drehscheibe für Waffen, Fahrzeuge und Soldaten

Jetzt werden zudem die fünf ständigen „vorgelagerten Ausrüstungsstützpunkte“ der US-Armee in Europa aktiviert.

Einer davon ist hier in Dülmen, in den Tower Barracks. Krieg beginnt also hier.

Von hier aus werden die Truppen mit Ausrüstung versorgt. Das ist nichts anderes als Kriegsvorbereitung.

So stellt sich die aggressive militärischer Großmachtpolitik der USA und der NATO zur Schau und bereitet sich vor auf einen Krieg in Europa.

Das beschreibt auch der Pentagon-Pressesprecher John F. Kirby:

"Die Übung zielt darauf ab, Aggressionen abzuschrecken, während unsere Streitkräfte darauf vorbereitet werden, bei Bedarf groß angelegte Kampfhandlungen durchzuführen."

Groß angelegte Kampfhandlungen in Europa? Krieg in den Niederlanden? In Litauen? In Deutschland? Panzergefechte in Estland oder Ungarn?

Kann oder will sich das heute noch jemand vorstellen? Ja, die unbelehrbaren Sprengköpfe beim Militär und die internationale Kriegsindustrie, die inzwischen Jahr für Jahr wieder steigende Umsätze meldet.

Auch in Deutschland haben die Kriegsgewinnler ordentlich zugelegt:
Gegenüber 2019 melden für 2020
- Heckler & Koch ein Umsatzplus von 36 Mio. Euro
- Airbus plus 95 Mio. Euro Gewinn
- Rheinmetall ein Umsatzplus von 201 Mio. Euro

Die deutschen Rüstungsausgaben sind von 2019, da hat die Bundesregierung schon 51,4 Mrd. Euro verschwendet, im letzten Jahr auf 53 Mrd. Euro gestiegen.

Mit dieser 5,2 Prozent-Steigerung reiht sich Deutschland jetzt auf Platz 7 ein in die Liste der sieben Staaten, die fast 70 Prozent aller Rüstungsausgaben weltweit zu verantworten haben.

Und sieben Prozent der im letzten Jahr für Rüstung ausgegebenen fast zwei Billionen US-Dollar wären notwendig, um die komplette Weltbevölkerung gegen COVID-19 zu impfen …

Defender Europe 21 ist nicht dazu da, Aggressionen abzuschrecken, Defender Europe 21 ist selbst pure Aggression.

Es geht darum, Russland geostrategisch, militärisch und politisch zu provozieren und zu isolieren.

Das ist die Strategie des größten Militäraufmarschs seit Ende des Kalten Krieges.

Und sie funktioniert, denn Russland reagiert: 100.000 Soldaten standen schon an den Grenzen zur Ukraine, 15 russische Kriegsschiffe wurden ins Schwarze Meer geschickt.

Bis zum Herbst ist der Luftraum über der Krim gesperrt und für ausländische Kriegsschiffe auch zum Teil das Schwarze Meer.

Das nennt wiederum die US-Regierung eine „grundlose Eskalation“.

Defender Europe 21 ist das Spiel mit dem Feuer, eine unverantwortliche Eskalation in den inzwischen dramatisch angespannten, immer kälter werdenden Beziehungen zu Russland.

Anstatt die Ukraine systematisch aufzurüsten und als Alibi für ihre Machtspielchen gegenüber Russland zu benutzen, sollten die westlichen Staaten und insbesondere auch die Bundesregierung alles dafür tun, dass Russland und die Ukraine ihre Verpflichtungen aus dem Minsker Abkommen einhalten, dass wieder Verhandlungen im Normandie-Format stattfinden und dass wieder Frieden geschaffen wird auf der Krim.

Aber was macht Deutschland?

80 Jahre nach dem Überfall der faschistischen Wehrmacht auf die Sowjetunion ist auch die Bundeswehr mit Feuer und Flamme dabei, beim Mega-Manöver Defender Europe 21.

Mit aktiver Manöverbeteiligung, Begleitung von Militärtransporten und dem Bereitstellen auch von ziviler Infrastruktur. Die Bundeswehr begründet das so:

„Aufgrund der geostrategischen Lage Deutschlands im Herzen Europas ist die Bundesrepublik regelmäßig Transitland und Drehscheibe für militärische Transporte und Bewegungen unserer alliierten Partner.“ Auch das ist Kriegsvorbereitung.

Und nächstes Jahr findet Defender Europe 22 wieder in Westeuropa statt. Die Kriegsübung soll ja jetzt jährlich durchgeführt werden, abwechselnd in Süd- und dann wieder in Westeuropa.

Dann werden wir auch wieder da sein. Und demonstrieren. Mit Plakaten und Transparenten an den Häfen stehen, an den Brücken und Straßen, wenn die Militärtransporte rollen, die Panzer auf der Schiene unterwegs sind und in Militärlagern und auf Manöverplätzen die „groß angelegten Kampfhandlungen“ geprobt werden.

Denn wir sagen NEIN zu Defender Europe.

Defender Europe gefährdet den Frieden in Europa, zerstört zivile Infrastruktur, produziert tonnenweise CO2 und verschlingt große Mengen an Geld.

Wir brauchen keine Kriegsspiele in Europa und keinen neuen Kalten Krieg.

Wir brauchen Friedensaktivitäten, Abrüstungsinitiativen und vertrauensbildende Kooperation.

Wir wollen abrüsten statt aufrüsten!

 

Das Grußwort wurde auf der Auftaktkundgebung in Dülmen verlesen von Thomas Hudalla, Wahlkreismitarbeiter Kathrin Voglers.

 

Fotos:

(1) Blockade-Aktion vor den Tower Barracks am 7. Mai 2021 (Friedensfreunde Dülmen)
(2) Demo durch Dülmen am 7. Mai 2021 (Joachim Schramm, DFG-VK NRW)
 

Weitere Infos & Kontakt

DFG-VK NRW

Friedensfreunde Dülmen

Die Aktion in der Presse:

Dülmener Zeitung, 07. Mai 2021: "Friedensfreunde protestieren gegen Manöver"

WDR, Lokalzeit Münsterland, 07. Mai 2021: "Demo am US-Waffenlager in Dülmen gegen NATO-Großmanöver"