Auf Kosten der Armen? Neue Studie zum Geschäftsverhalten von Bayer, Baxter und Boehringer Ingelheim in Brasilien

Pressemitteilung Kathrin Vogler, MdB

Der Eine-Welt-Laden lädt an diesem Donnerstag, den 6. Dezember, zur Vorstellung der Studie und Diskussion mit Frau Dr. Christiane Fischer (Buko-pharma Kampagne), Herrn Dr. Rogério Hoefler vom Conselho Federal de Farmácia (brasilianische Apothekenkammer) und Kathrin Vogler (LINKE), Mitglied des Deutschen Bundestages und stellv. Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, ein.

Beginn ist um 20:15 Uhr im Eine-Welt-Laden in Rheine, Hansaallee 17.

Internationale Pharmafirmen vertreiben in Brasilien zahlreiche unsinnige Präparate. Selbst die Mehrzahl der als innovativ deklarierten Neuheiten bietet keine echten Vorteile für PatientInnen. Dafür sind sie astronomisch teuer und verschwenden knappe Ressourcen.

Besonders tragisch: Ein in Deutschland verbotenes Medikament ist in Brasilien ein Kassenschlager. Die Pharma-Kampagne fordert die Hersteller auf, irrationale Produkte vom Markt zu nehmen.

Unter dem Titel „Auf Kosten der Armen“ veröffentlicht die BUKO Pharma Kampagne eine umfassende Untersuchung des Arzneimittelangebots und Marketings von drei Firmen in Brasilien.

Die Firma Boehringer Ingelheim schneidet dabei besonders schlecht ab. Nur 10% aus der Produktpalette sind im Sinne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unentbehrlich. 53% des Sortiments mussten sogar als irrational eingestuft werden. Diese Arzneimittel sind schlecht wirksam, unsinnig zusammengesetzt oder zu gefährlich. Besonders problematisch ist das in Deutschland seit mehr als 20 Jahren verbotene Kombinationspräparat Buscopan® Composto.

Warum Boehringer die gefährliche metamizolhaltige Kombination nicht vom Markt nimmt, lässt sich nur mit wirtschaftlichen Interessen erklären. Das Arzneimittel ist in Brasilien rezeptfrei und zählt zu den Kassenschlagern des Unternehmens. Es ist das neuntmeist-verkaufte Medikament Brasiliens und macht 11 Prozent des Umsatzes von Boehringer in dem lateinamerikanischen Land aus.

Die Firma Bayer führt 63% rationale Mittel in ihrem brasilianischen Sortiment, 20% des Angebots sind sogar unentbehrlich. Immer noch gut ein Drittel (37%) der Bayer-Produkte sind aber irrational. Dazu zählen dubiose Mixturen und Vitamincocktails, Verhütungspillen mit zu hohem Risiko oder Life-Style-Produkte wie das Potenzmittel Levitra®.

Die Firma Baxter hat ausschließlich rationale Produkte in ihrem Produktportfolio, davon 74% unentbehrliche Mittel. Allerdings orientiert sich das Sortiment kaum an den in Brasilien.

vorherrschenden Erkrankungen. Preisgestaltung und Auswahl der Produkte lassen den Schluss zu, dass Baxter (wie auch Bayer und Boehringer Ingelheim) den privaten Sektor und somit die brasilianische Mittel- und Oberklasse im Visier hat. Hohe Herstellerpreise schließen die Armen vom Zugang zu wichtigen Medikamenten aus.

Die untersuchten Firmen führen in Brasilien zahlreiche Forschungsprojekte durch. Sie konzentrieren sich dabei auf lukrative Bereiche wie Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes – Krankheiten, die auch in Brasilien zunehmend verbreitet sind. Für vernachlässigte Krankheiten wie Chagas, die im Land ebenfalls noch immer häufig sind, zeigen die Firmen jedoch kaum Engagement Die Pharma-Kampagne wird ihre Kritik auch bei Treffen mit den Firmen Boehringer Ingelheim und Bayer vorbringen. Baxter hat sich jeglicher Kommunikation verweigert.