CSD & Suhail Pride 2022 in Berlin

Am 23. Juli feierte die queere Community den Christopher Street Day (CSD) in Berlin. Kathrin Vogler, nahm als queerpolitische Sprecherin der Linksfraktion auf deren Paradewagen teil. Anschließend hielt sie eine Rede auf einer besonderen Protestaktion vor der saudi-arabischen Botschaft: dem Suhail Pride 2022 der saudischen Diaspora.

 

Kathrin Voglers Rede zum Suhail Pride vor der saudi-arabischen Botschaft: am 23. Juli 2022 in Berlin:

 

"Alle Menschen sollen frei, gleichberechtigt und ohne Angst vor Diskriminierung überall auf der Welt leben können, egal, wen sie lieben oder wer sie sind."

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

als ich letzten Monat in den Nachrichten hörte, dass in Saudi-Arabien gerade von Spielzeug und Kinderkleidung in Regenbogenfarben beschlagnahmt wird, weil die Farben eine "vergiftete Botschaft" an die Kinder schicken und die konfiszierten Gegenstände gegen den muslimischen Glauben und die öffentliche Moral verstoßen und für Homosexualität werben würden, wusste ich kurz nicht, ob ich lachen sollte.

Aber die Situation ist alles andere als lustig, sie ist vielmehr todernst.

In Saudi-Arabien gilt Schwul- oder Lesbischsein immer noch als Kapitalverbrechen, das mit dem Tod bestraft werden kann.

Die Zensur von Filmen, Büchern, social media-Beiträgen oder -Fotos ist an der Tagesordnung, wenn man dort offene oder nur unterstellte LGBTQI-Inhalte von staatlicher Seite ausfindig macht.

Während Mohamed Bin Salman im Westen als das freundliche Gesicht des islamischen Feudalismus hofiert wird, leben queere Menschen in seinem Land alltäglich in Angst vor staatlicher Willkür leben, wird ihnen die individuelle und gesellschaftliche Entfaltung verwehrt. Und das ist empörend und inakzeptabel.

Die universellen Menschenrechte müssen für alle gelten, überall!

Und das ist noch längst nicht der Fall.

Immer noch droht queeren Menschen in elf Ländern weltweit die Todesstrafe; in 69 Staaten wird Homosexualität immer noch strafrechtlich verfolgt.

Und da erleben wir eine grenzenlose Doppelmoral und Heuchelei der deutschen Politik.

Annalena Baerbock spricht von „feministischer Außenpolitik“ und kritisiert Russland zu Recht für seine immer schärferen Anti-Homo-Gesetze, aber bei den neuen Energiepartnerländern wie Katar, VAE und Saudi Arabien schaut sie umso engagierter weg.

Ich fordere die deutsche Außenministerin und den Bundeskanzler auf, die Menschenrechte überall auf der Welt mit gleichem Nachdruck zu vertreten, auch gegenüber der saudischen Regierung!

Wir fordern Freiheit für Suhail Al Jameel und alle anderen Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Identität verfolgt werden, im Knast sitzen oder ihre Heimat verlassen mussten.

Und wir kämpfen auch darum, dass Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung aus ihren Heimatländern fliehen müssen, hier bei uns Asyl erhalten, Respekt, Schutz und Sicherheit.

Die deutschen Behörden schieben nämlich immer noch entgegen eindeutigen EU-Bestimmungen queere Geflüchtete sogar in Verfolgerstaaten wie beispielsweise Iran, Russland, Nigeria und Pakistan ab. Das ist nicht hinnehmbar und auch das muss die Bundesregierung umgehend beenden!

Ich wünsche mir und ich wünsche euch, dass bald alle Menschen frei, gleichberechtigt und ohne Angst vor Diskriminierung überall auf der Welt leben können, egal, wen sie lieben oder wer sie sind.

Dafür lohnt es sich kämpfen, jeden Tag.

 

Siehe auch: Humanistischer Pressedienst (26.07.2022): Mahnwache zum CSD gegenüber der saudischen Botschaft. Drei Jahre Gefängnis für ein Foto in Badehose

 

Foto 1: Kathrin Vogler auf dem CSD-Paradewagen der Fraktion DIE LINKE im Bundestag

Foto 2: CSD-Grafik der Linksfraktion 2022

Folder der Fraktion DIE LINKE im Bundestag zum CSD 2022

 

Weitere Infos: