Emsdetten gegen Rechts!
Am 4. Februar 2024 sprach Kathrin Vogler vor mehr als 5000 Teilnehmer*innen. "Ich bin stolz auf meine Heimatstadt Emsdetten, dass so unglaublich viele Menschen trotz des stürmischen Regens gemeinsam ein starkes Zeichen gegen rechte Hetze gesetzt haben.", so die Bundestagsabgeordnete.
Kathrin Voglers Rede im Wortlaut:
Großartig, wie viele wir heute sind. Danke euch, dass ihr gekommen seid! Wir alle zusammen sind die Brandmauer gegen rechte Hetze, die unser Land jetzt braucht.
Dass ich als Linke gemeinsam mit Abgeordneten von SPD, Grünen und CDU auf dieser Bühne stehe, dass zu dieser Kundgebung Gewerkschaften, Kirchen und Vereine gemeinsam mobilisiert haben, das ist nicht selbstverständlich, aber es ist gut so, denn angesichts der faschistischen Gefahr müssen Demokrat:innen zusammenstehen. Und auch wenn es an unserer Demokratie manches zu verbessern gibt: eine Demokratie mit Fehlern ist immer noch tausend Mal besser als eine perfekte Diktatur!
Nun wird gesagt, der Aufstieg der AfD hätte damit zu tun, dass sie die Unzufriedenheit und den Frust vieler Menschen mit „der Politik“ oder „denen da oben“ aufgreift. Aber: wer diese Partei wählt, wer ihre Parolen nachplappert, der legt sich ja gar nicht mit „denen da oben“ an, der richtet seine Wut nach unten, auf die Schwächsten: auf Geflüchtete, Zugewanderte, auf Menschen mit Behinderungen, queere Menschen oder Alleinerziehende und das darf nicht sein!
Es ist völlig ok, unzufrieden zu sein, mit der Politik der Bundesregierung und es gibt viele Gründe dafür - aber verflixt nochmal: deswegen tritt man doch nicht nach unten!
Nach unten treten und nach oben buckeln hat noch nie dazu geführt, dass es den kleinen Leuten besser geht. Irgendwann kommt man nämlich selbst unter den Stiefel und ehe man sich versieht, gehört man selbst zu einer verfolgten Minderheit.
Pastor Martin Niemöller, den die Nazis acht Jahre in Konzentrationslagern eingesperrt hatten, hat das so beschrieben:
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.
Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.
Deswegen lasst uns jetzt protestieren und lasst uns nicht wegschauen, wenn Menschen in diesem Land bedroht, eingeschüchtert oder ausgegrenzt werden. Jede und jeder von uns kann einen Unterschied machen: Am Arbeitsplatz, in der Schule, im Verein.
Haltet nicht die Klappe, wenn jemand rassistische, antisemitische oder frauenfeindliche Sprüche macht, auch nicht im Karneval und auch nicht nach dem fünften Herrengedeck!
Helft mit, dass unser Detten ein lebenswerter Ort für alle bleibt, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Muttersprache, ihrer Religion.
Aber auch die Politik hat Verantwortung. Was überhaupt nicht gegen das Erstarken rechtsextremer Bewegungen hilft, ist wenn demokratische Parteien ihre Forderungen übernehmen oder sogar in konkrete Politik umsetzen.
Seenotretter zu kriminalisieren und mehr Abschiebungen zu fordern, stoppt die Rechten nicht. Es beflügelt sie.
Gegen rechts brauchen wir eine Politik, die es den Menschen leicht macht, solidarisch zu sein. Und das bedeutet soziale Sicherheit, gute Bildung und bezahlbares Wohnen für alle. Da liegt die Latte und da müssen wir drüber springen!
Natürlich hat die Politik auch Verantwortung, jetzt ein AfD-Verbot zu prüfen und die Junge Alternative und die Identitäre Bewegung zu verbieten. Auch wir hier auf der Bühne können etwas gegen die Normalisierung rechtsextremer Positionen tun:
Mein Vorschlag an SPD, CDU, Grüne, UWE und FDP ist, dass wir uns hier und heute verständigen, dass wir in den kommenden Wahlkämpfen nicht an Veranstaltungen teilnehmen, bei denen Politiker der AfD eingeladen sind und dass wir uns auch in unseren Parteien dafür einsetzen, dass alle das so machen.
Diesen Rassisten darf man keinen Fußbreit entgegenkommen! Klare Kante gegen Rechte Hetze – für ein solidarisches Emsdetten!