Bericht aus Kamerun

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Kathrin Vogler war mit dem Unterausschuss „Ziviler Krisenprävention“ des Bundestages im Kamerun. Leider eskalieren dort die ethnischen Konflikte. Es müsste unbedingt ein politischer Vermittlungsversuch gestartet werden. Kathrin Vogler setzt sich dafür ein, dass die Konfliktparteien aufeinander zugehen und eine friedliche Lösung des Konflikts suchen.

Rede im Wortlaut

Hallo Leute,

ich wollte ein bisschen erzählen aus meiner Ausschussreise. Ich war jetzt einige Tage mit dem Unterausschuss Zivile Krisenprävention in Kamerun. Man kriegt das ja hier oft gar nicht so mit, in der Öffentlichkeit, aber in Kamerun gibt es im Moment schwere Probleme. Es gibt einen Konflikt zwischen der Regierung, die die französischsprachige Mehrheit des Landes vertritt und der englischsprachigen Minderheit – den zwei westlichen Provinzen des Landes. Dort haben auch Separatisten sich inzwischen bewaffnet und einen eigenen Staat erklärt. Das wird von niemandem anerkannt, aber die Regierung reagiert auch mit brutalster Militärgewalt auf diesen Konflikt und ist zu keinem Dialog bereit. Wir waren da mit Mitgliedern des Unterausschusses aus fast allen Fraktionen des Hauses und wir sind uns eigentlich einig, dass die Bundesregierung intensiver sich um diese Lage in Kamerun kümmern muss und sich dafür einsetzen soll, dass die Regierung ihre Verweigerung des Dialogs endlich aufgibt. Ich mache mir nämlich große Sorgen, wenn das nicht passiert. Dass sich dann der Konflikt soweit aufschaukelt und verhärtet, dass eine politische Lösung gar nicht mehr möglich ist. Ich möchte nicht, dass dieses Land, was ein wunderschönes Land ist, mit tollen Menschen, dass es den Weg des Sudan geht, mit einem langen, blutigen Bürgerkrieg und am Ende möglicherweise doch einer Abspaltung. Ich hatte den Eindruck, dass das die meisten Kameruner und Kamerunerinnen gar nicht wollen. Die meisten wollen eigentlich nur in Frieden leben, ihre Kinder groß ziehen und wollen auch zusammenbleiben als Land.

Dann waren wir noch in einem Flüchtlingslager im extremen Norden, in der Sahel-Zone, da wo es heiß und trocken ist. In dem Flüchtlingslager, was wir besucht haben, leben inzwischen ungefähr 55.000 Flüchtlinge aus Nigeria. Jeden Tag kommen in etwa 40 bis 50 Menschen dazu, viele sind schon fünf, sechs Jahre oder länger in diesem sehr beengten Flüchtlingslager, wo sie auch wenig Möglichkeiten haben sich zu entfalten. Was mich da beeindruckt hat, ist das die sehr arme Bevölkerung in Nord-Kamerun diese Flüchtlinge mit Wärme und Freundlichkeit aufnimmt. Dass es sozusagen keine Angriffe auf die Flüchtlinge gibt sondern dass man versucht, das Wenige, was man hat, mit ihnen zu teilen, damit sie eben auch in Sicherheit und Würde da leben können. Das hat mich wirklich sehr beeindruckt. Wir haben mit vielen Menschen da gesprochen, wir haben tolle Friedenprojekte kennengelernt und auch tolle Entwicklungsprojekte. Ich glaube, dass dieses Land es verdient hat, dass man sich mehr darum kümmert und dass wir uns mehr darum kümmern, dass die Menschen dort eine gute Zukunft haben. Deswegen werden wir das dann auch im Unterausschuss auswerten und wir werden sicherlich Vorschläge machen, die nicht von allen Parteien gleich aussehen werden. Also ich mache mich zum Beispiel dafür stark, dass die Bundesregierung mehr tun soll für den zivilen Friedensdienst, der da tolle Projekte macht im Bereich Friedensjournalismus und Friedensbildung. Und wir werden dann mit Vorschlägen an die Bundesregierung herantreten und hoffen, dass möglichst viel davon auch umgesetzt wird.