Den Dschihad unattraktiv machen - Prävention statt Ausgrenzung

450 Menschen sind bisher nach Regierungsangaben aus Deutschland nach Syrien gereist, um sich dort islamistischen Milizen anzuschließen. Ein Teil von ihnen ist inzwischen wieder zurückgekehrt. Die "Rückkehrer" standen auch lange Zeit im Zentrum der Debatte. Deutsche Sicherheitsbehörden haben in einigen Fällen sogar die Ausreise von radikalisierten Islamisten befördert, nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn". Und auch im aktuellen Fall Erhan A. wird die Abschiebung in die Türkei diskutiert.

450 Menschen sind bisher nach Regierungsangaben aus Deutschland nach Syrien gereist, um sich dort islamistischen Milizen anzuschließen. Ein Teil von ihnen ist inzwischen wieder zurückgekehrt. Die "Rückkehrer" standen auch lange Zeit im Zentrum der Debatte. Deutsche Sicherheitsbehörden haben in einigen Fällen sogar die Ausreise von radikalisierten Islamisten befördert, nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn". Und auch im aktuellen Fall Erhan A. wird die Abschiebung in die Türkei diskutiert.

Eine Anhörung im Bundestag widmete sich der Frage, wie man präventiv handeln kann, damit sie gar nicht erst so radikalisiert werden, dass sie sich islamistischen Milizen anschließen wollen.

Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen warnte davor, dass viele sich "im Stillen" radikalisierten, über das Internet oder im Freundeskreis. Im näheren Umfeld aus Familie und Freunden, widersprach ihm Claudia Dantschke von der Beratungsstelle Hayat der Gesellschaft Demokratische Kultur, seien die Veränderungen der ins Radikale abgleitenden Menschen immer spürbar. Eine wichtige Aufgabe ihrer Beratungsstelle bestehe deshalb darin, mit den Menschen aus dem persönlichen Umfeld die Situation zu analysieren, um dann möglichst frühzeitig mit geeigneten Angeboten auf Veränderungen hinwirken zu können.

Dr. Götz Nordbruch vom Verein ufuq e.V. setzt mit seiner Arbeit noch ein bisschen früher an. Sein Verein, der sich um Jugendkultur, Medien und politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft kümmert, arbeitet mit Jugendlichen in der Islamismusprävention. Für ihn ist es essentiell, dass deutlich gemacht wird, dass der Islam und deutsche Muslime zu Deutschland gehören. Das Gefühl dazuzugehören zu stärken, ist der effektivste Weg, eine Radikalisierung zu verhindern. Je intensiver die Menschen in ihre gesellschaftliche Umgebung eingebunden seien, umso unattraktiver werde für sie der Dschihad. Auch symbolische Gesten, etwa die öffentlichkeitswirksame Verurteilung muslimfeindlicher Angriffe oder die Ernennung der Deutsch-Palästinenserin Sawsan Chebli als erste muslimische Sprecherin des Auswärtigen Amtes hätten ein positiven Einfluss auf muslimische Jugendliche. Allerdings dürfe es eben bei Symbolen nicht bleiben.

 

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Artikel bei dw.de.