Nach Gaza – Zivilgesellschaft und internationale Politik

Vorstellung bei „Leipzig liest“ im Rahmen der Leipziger Buchmesse

Vor etwas über einem Jahr wurde Kathrin Vogler von Freundinnen aus der Friedensbewegung gefragt, ob sie sich an der „Free Gaza Flottille“ beteiligen wolle. Ziel der Aktion war, mit einem Schiffskonvoi zu versuchen, gespendete Hilfsgüter in den abgeriegelten Gaza-Streifen zu bringen und damit auch ein politisches Zeichen gegen die Blockade des Gaza-Streifens durch das israelische Militär zu setzen.

Das Aktionskonzept mit seinen klaren Aussagen zu gewaltfreiem Handeln überzeugte Kathrin Vogler, deswegen unterschrieb sie damals diesen Aufruf.

Nun ist sie Mitherausgeberin des Buches „Nach Gaza“ , das jetzt im Aphorisma-Verlag Berlin erschienen ist. Darin werden Stimmen von Beteiligten und Außenstehenden über die Aktion dokumentiert und der Blick besonders auf die Rolle der Zivilgesellschaft in internationalen Konflikten gerichtet.

Am Rande der Leipziger Buchmesse wurde das Buch nun in der Alten Nikolaischule, unmittelbar neben der berühmten Nikolaikirche, vorgestellt.

Weitere Veranstaltungen zum Buch folgen in Kürze in Berlin und in NRW.

Hier lesen Sie einen ausführlichen Bericht von Kathrin Vogler:

Vor etwas über einem Jahr wurde ich von Freundinnen aus der Friedensbewegung gefragt, ob ich mich an der „Free Gaza Flottille“ beteiligen wolle. Ziel der Aktion war, mit einem Schiffskonvoi zu versuchen, gespendete Hilfsgüter in den abgeriegelten Gaza-Streifen zu bringen und damit auch ein politisches Zeichen gegen die Blockade des Gaza-Streifens durch das israelische Militär zu setzen. 1,5 Millionen Menschen leben seit 2005 unter den Bedingungen einer allumfassenden Blockade. Der Gazastreifen ist mit 4.200 Menschen pro Quadratkilometer extrem dicht besiedelt, Landwirtschaft und Fischerei, Handel und Industrie sind weitgehend zum Erliegen gekommen. Die Folgen sind nicht nur eine humanitäre Katastrophe großen Ausmaßes, sondern auch eine Radikalisierung vieler Menschen und eine Stärkung der radikalislamischen Hamas-Bewegung, die politische Gegnerinnen und Gegner unterdrückt und das Existenzrecht Israels infrage stellt.

Weil das Ende der Blockade seit vielen Jahren erfolglos in internationalem Rahmen, durch die Vereinten Nationen und andere Organisationen der Staatengemeinschaft erfolglos eingefordert wurde, haben sich nichtstaatliche Organisationen und Aktivistinnen und Aktivisten zum eigenen Handeln entschlossen. Die Aktion sollte die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen und den politischen Stillstand unter der Besatzung ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit holen und zugleich die von der Blockade betroffenen Menschen mit dringend benötigten Hilfsgütern versorgen. Das Aktionskonzept mit seinen klaren Aussagen zu gewaltfreiem Handeln überzeugte mich, deswegen habe ich den Aufruf unterschrieben. Die Flottille aus sechs Schiffen, mit etwa 700 Menschen und vielen gespendeten Hilfsgütern an Bord wurde am 31. Mai in einer gewaltsamen Aktion durch das israelische Militär gestoppt. Auf der Mavi Marmara, dem größten Schiff des Konvois, wurden dabei neun Aktivisten erschossen, sieben israelische Soldaten wurden verletzt.

Diese Bilder gingen um die Welt und brachten die Blockade erstmals wieder in den Focus der Weltöffentlichkeit. Auch in Deutschland entfachten sie eine lebhafte politische Diskussion und führten unter anderem zu einem einstimmigen Beschluss des Bundestags, in dem eine Aufhebung der Blockade und eine unabhängige internationale Untersuchung des Angriffs gefordert wurden.

Mit dem Buch „Nach Gaza“ wollen wir Stimmen von Beteiligten und Außenstehenden über die Aktion dokumentieren und den Blick besonders auf die Rolle der Zivilgesellschaft in internationalen Konflikten richten. Wir haben uns bewusst entschieden, auch widersprüchliche Einschätzungen aufzunehmen, um eine breitere Diskussion anzuregen. Wir geben keine Lösungen vor, aber wir wollen dazu ermutigen, lösungsorientiert zu denken und zu handeln.

Und wir wollen dazu beitragen, dass die Situation der Menschen im Gazastreifen nicht wieder aus dem Blick der internationalen Öffentlichkeit gerät. Wir, das sind der Aphorisma-Verlag in Berlin und die PolitikerInnen Mechthild Rawert, Christian Sterzing und ich. Dass wir, Mitglieder unterschiedlicher politischer Parteien, uns auf diesen gemeinsamen Weg gemacht haben, war eine zusätzliche Herausforderung, bietet aber zugleich die Chance, diese wichtigen internationalen Fragen jenseits parteipolitischer Zuschreibungen und Instrumentalisierungen zu diskutieren.

Die Vorstellung des Buches am Rande der Leipziger Buchmesse in der Alten Nikolaischule, unmittelbar neben der berühmten Nikolaikirche, war gut besucht von interessierten und engagiert nachfragenden Lesern und Leserinnen. Weitere Veranstaltungen zum Buch folgen in Kürze in Berlin und in NRW.


Nach Gaza – Zivilgesellschaft und internationale Politik
Mit Beiträgen von: Catherine Ashton, Muriel Asseburg, Uri Avnery, Reiner Bernstein, Mario Damolin, Alex Elson, Paul Grasse, Ohad Hemo, Inge Höger, Kinan Jaeger, Matthias Jochheim, Ghassan Khatib, Paul Lansu, Bettina Marx, Norman Paech, Mechthild Rawert, Mossi Raz, Wiltrud Rösch-Metzler, Clemens Ronnefeldt, Mohamed Khadry Said, Yoav Stern, Christian Sterzing, Tanja Tabbara, Kathrin Vogler, Peter Weiss, Bianca Zammit
Herausgegeben von Mechthild Rawert, Christian Sterzing und Kathrin Vogler
AphorismA Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86575-019-8, 222 Seiten, 15 Euro