Arzneimittelhersteller geben eine halbe Milliarde Euro jährlich an Ärzte – angebliche Selbstkontrolle der Pharmaindustrie ist Augenwischerei

Tag für Tag versuchen mehr als zehntausend Pharmavertreter*innen, das Verschreibungsverhalten der Ärzt*innen zu beeinflussen. Wie sollen Patient*innen da vertrauen können, dass sie genau die Behandlung erhalten, die bei ihrer Erkrankung am besten hilft?

Pharmakonzerne zahlen mehr als eine halbe Milliarde im Jahr an Ärzt*innen, Apotheker*innen und medizinische Einrichtungen, über Sponsoring von Ärztekongressen, Finanzierung von ärztlichen Fortbildungen oder umstrittene Anwendungsbeobachtungen. Tag für Tag versuchen mehr als zehntausend Pharmavertreter*innen, das Verschreibungsverhalten der Ärzt*innen zu beeinflussen. Wie sollen Patient*innen da vertrauen können, dass sie genau die Behandlung erhalten, die bei ihrer Erkrankung am besten hilft?

 

Kathrin Vogler und DIE LINKE fordern, dass die Einflussnahme der Industrie wirksam unterbunden wird. Die sogenannte „Freiwillige Selbstverpflichtung der Arzneimittelhersteller“ stellt lediglich ein Feigenblatt dar, meint Kathrin Vogler am 20. Juni 2016 mit Blick auf die Präsentation des „Transparenzkodex“ der Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA) und des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (vfa). „Was die Arzneimittelindustrie als Selbstkontrolle ihrer Einflussnahme auf Ärztinnen und Ärzte verkaufen will, ist eher eine große Imagekampagne. Die Pharmakonzerne treten wohl die Flucht nach vorne an, um ein Verbot oder zumindest eine wirksame gesetzliche Beschneidung ihrer Manipulationen zu vermeiden.“

Die Firmen versprechen zwar, dass sie auch nachvollziehbar machen wollen, an welche Ärzte genau welche Leistungen geflossen sind. Aber nur mit der Einschränkung: „ … soweit es der Datenschutz erlaubt …“ Und dazu würde gehören, dass jede einzelne Ärztin und jeder einzelne Arzt einer solchen Veröffentlichung zustimmen muss. Selbst die Pharmaindustrie geht aber davon aus, dass die meisten Ärzt*innen das nicht erlauben werden. Unter solchen Bedingungen ist ein solcher Transparenzkodex nicht viel wert.

Dass schon geringe Zuwendungen und Aufmerksamkeiten von Seiten der Pharmaindustrie das Verschreibungsverhalten von Ärzt*innen beeinflusst, haben diverse Studien belegt. Darum sind wirksame gesetzliche Regelungen vonnöten, die Korruption und unzulässige Einflussnahme der Industrie in den Griff bekommen helfen. Das blinde Vertrauen der Bundesregierung auf freiwillige Maßnahmen der Pharmakonzerne ist grob fahrlässig, kostet die gesetzlich Versicherten enorme Summen und gefährdet die Gesundheit der Patient*innen.