Zeichen gegen Diskriminierung gesetzt

Queeres

Der LSV Baden-Württemberg wird in diesem Jahr nicht am CSD in Freiburg teilnehmen, weil der CSD Freiburg das Logo der Antifaschistischen Aktion nutzt, um den Christopher Streetday in Freiburg zu bewerben. Schwulissimo berichtet und zitiert Kathrin Vogler.

 

Schwulissimo berichtet am 22.06.2023:

Eklat beim CSD Freiburg LSVD und IG CSD Stuttgart zeigen sich „entsetzt“, die queer-politische Sprecherin der Linken lobt den CSD Freiburg:

 

Lob für die Aktion des CSD Freiburg kommt von der queer-politischen Sprecherin der Linken, Kathrin Vogler. Sie schreibt via Twitter: "Kann noch mal jemand ´Stonewall was a riot´ und ´Antifa ist keine Partei´ ganz langsam zum Mitschreiben sagen? Der CSD Freiburg setzt in Zeiten immer aggressiverer rechter Angriffe auf queere Lebensweisen genau das richtige Zeichen! Alle sollten mitmachen."

 

Dokumentation:

Das Motto des diesjährigen CSD in Freiburg:"100 Jahre CSD Freiburg – traditionsbewusst und grundsolide."
 

100 Jahre CSD Freiburg – traditionsbewusst und grundsolide. Das sind wir!

Müssen wir in 100 Jahren immer noch einen CSD veranstalten, um auf Diskriminierung aufmerksam zu machen? Oder leben wir in einer freien Gesellschaft? Von unseren über zwei Dutzend Forderungen der letzten 10 Jahre wurden bis heute so gut wie keine erfüllt. In Anbetracht der Tatsache, dass die Pride-Paraden und CSDs die größten politischen Versammlungen in Deutschland sind, stimmt uns das pessimistisch bis wütend – und wir fragen uns, wie lange es noch dauert, bis alle unsere Forderungen erfüllt sein werden.

Wir würden den CSD gerne ausschließlich als Fest unserer Identitäten und queerer Kultur feiern – und diesen Gedenktag nicht nutzen müssen, um unsere Rechte einzufordern. Leider werden und wurden queere Menschen traditionell diskriminiert. Hierbei spielt unter anderem Religion als moralische Rechtfertigung eine tragende Rolle. Diskriminierung mit Tradition zu begründen, lehnen wir genauso ab wie diskriminierende Traditionen. Es gibt viel Schwachsinn, der als Tadition verkauft oder mit Tradition begründet wird. Dabei ist es wichtig, Tradition nicht einfach nur hinzunehmen, sondern vielmehr diese zu hinterfragen und ihre Aktualität und Sinnhaftigkeit zu überpfüfen. Die traditionelle Vorstellung des Schwarzwaldes ist zum Beispiel der Bollenhut. Wusstet ihr, dass Bollenhüte lediglich in 3 Gemeinden eine historische Tradition haben? Oder, dass Trachten mehrheitlich eine Erfindung des Adels waren, um das Proletariat zu mokieren?

Wir als der CSD Freiburg stehen für eine kritische Betrachtung des Traditionsbegriffs und lehnen jegliche Form von unterdrückender und ausgrenzender Machtausübung ab. Handlungen und Denkweisen werden damit gerechtfertigt, dass sie “schon immer so waren” – gehen jedoch besonders von denen aus, die sich in einer Machtposition befinden. Marginalisierte Gruppen – wie queere Menschen oder BIPoC – gab es allerdings auch schon immer, werden aber von und durch Traditionen ausgeschlossen. Ein queerer Konservatismus würde sich deshalb erst noch beweisen müssen. Wir hinterfragen Traditionen nicht nur bewusst, sondern setzen uns dafür ein, dass diese fluide bleiben.

Antifaschismus gehört für uns als Queers zu unserer grundsoliden Überzeugung. Wir sind und bleiben außerdem vegan, queer, herrschaftskritisch und solidarisch. Wir haben es geschafft, die letzten 10 Jahre einen unkommerziellen CSD in Freiburg zu veranstalten und unsere Forderungen unverfälscht in den Mittelpunkt zu stellen. Seid ihr bei unserer Vision dabei, den CSD in 100 Jahren nur noch aus Tradition zu feiern und nicht, weil er politisch und gesellschaftlich notwendig ist?

In diesem Sinne: Friede den Bollenhüten!

Foto & Text (c) CSD Freiburg