Hunderttausende Unversicherte - (K)ein Thema für die Bundesregierung

Kathrin Vogler
GesundheitSolidarische Gesundheitsversicherung

In der Januar/Februar-Ausgabe der Gesellschaftspolitischen Kommentare (gpk) schreibt Kathrin Vogler in ihrem Artikel über die etwa 10.000 Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg und ihren Erfahrungen in Marxloh.

In der Januar/Februar-Ausgabe der Gesellschaftspolitischen Kommentare (gpk) schreibt Kathrin Vogler in ihrem Artikel über die etwa 10.000 Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg und ihren Erfahrungen in Marxloh.

(K)ein Thema für die Bundesregierung
Von Kathrin Vogler MdB

Im Juni 2015 wohnte ich auf Einladung des Westdeutschen Rundfunks (WDR) eine Woche lang in einer Politiker-WG in Duisburg-Marxloh, die sich vor Ort um soziale Probleme kümmern sollte. Unter anderem ging es um etwa 10.000 Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg. Schon die Aufgabenbeschreibung war ein Schock: 10.000 Menschen ohne Krankenversicherungsschutz allein in Duisburg, trotz Versicherungspflicht?

Marxloh – ein Spezialfall?

Marxloh ist in der Tat ein Spezialfall, doch finden sich landauf landab zumindest teilweise vergleichbare Zustände. Marxloh ist ein traditionsreicher Arbeiterstadtteil in Duisburg, in dem der „Strukturwandel“ gescheitert ist. Für die jungen Menschen gibt es kaum Arbeit, deswegen ziehen sie fort, viele Wohnhäuser sind in einem sehr schlechten Zustand. Die Bevölkerung muss auf Unterstützung durch Behörden zumeist ewig warten, von der Polizeigewerkschaft wurde Marxloh als No-Go-Area bezeichnet. Zwei Drittel der EinwohnerInnen haben einen Migrationshintergrund, viele mit türkischen und arabischen Wurzeln. Die Merkez-Moschee ist die größte und sicher auch schönste Moschee Deutschlands und in der berühmten „Hochzeitsmeile“ gibt es alles, was für eine richtig große Hochzeit benötigt wird.

Es sind aber vor allem Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien, also EU-BürgerInnen, die oft zu viert auf 17 Quadratmetern leben und dafür noch 250 Euro zahlen müssen. Viele gehören der Minderheit der Roma an, sie werden in ihren Herkunftsländern diskriminiert und schikaniert. Als einzige Gesundheitsversorgung steht vielen die ehrenamtliche Gesundheitssprechstunde in der katholischen Kirchengemeinde zur Verfügung, denn einen Krankenversicherungsschutz haben nur wenige. Für wie viele der insgesamt 637.000 rumänischen und bulgarischen Staatsangehörigen, die laut Ausländerzentralregister Ende August 2015 in ganz Deutschland leben, solche katastrophalen Lebensbedingungen gelten, ist nicht bekannt, aber Marxloh ist kein Einzelfall sondern nur die Spitze eines Eisbergs. [...]

Den ganzen Artikel können Sie unten herunterladen.