Neue Gerinnungshemmer: gefährliche Kostentreiber für Krankenkassen und zudem häufig ohne Zusatznutzen

Mit einer kleinen Anfrage wollten Kathrin Vogler und die Linksfraktion im Bundestag mögliche Risiken erfassen, die durch die Verordnung des Gerinnungshemmers Xarelto® von Bayer für Patientinnen und Patienten auftreten. Die finanziellen Belastungen, die damit für die Krankenkassen entstehen, sollten ebenfalls untersucht werden.

Denn die durchschnittlichen Monatskosten belaufen sich für sogenannte „Neue Orale Anti-Koagulantien“ (NOAKs) wie Xarelto® auf 100,50 Euro sowie für Pradaxa® auf 96,90 Euro, für ältere Gerinnungshemmer wie Phenprocoumon-haltige Generika (Marcumar-Nachahmer) hingegen lediglich auf 4,80 Euro.

Zudem schnellen die Verschreibungszahlen der neuen Gerinnungshemmer aufgrund des „aggressiven Marketings“* exorbitant in die Höhe – und das, obwohl für die meisten Patientinnen und Patienten keine Nachweise über Vorteile bei der Wirksamkeit oder dem Sicherheitsprofil existieren, die neuen Produkte zwanzigmal teurer sind als die Medikamente mit dem bewährten Wirkstoff Phenprocoumon, und keine Langzeitstudien zu den Nebenwirkungen bestehen.

Die Bundesregierung jedoch wiegelt ab und sieht derzeit keinen Handlungsbedarf, weder bei der Preisgestaltung, noch gegen das aggressive Marketing oder bei Fragen, die die Gefährdung von Patientinnen und Patienten betreffen.

Zurecht mahnt Kathrin Vogler an, dass eben diese Politik der Bundesregierung große Verantwortung trägt: Gleich zu Beginn dieser Wahlperiode hatte die Koalition von CDU/CSU und SPD nämlich die Nutzenbewertung für Arzneimittel, die schon auf dem Markt waren, abgeschafft. Dies bedeutete auch für Xarelto®, dass es sich keiner Bewertung unterziehen musste.

Das ist nicht nur schlecht für die Beitragszahlenden. Die müssen nämlich bei unverändertem Anwachsen der ärztlichen Verordnungen schon im nächsten Jahr über 1 Mrd. Euro für Xarelto® und andere NOAKs bezahlen. Schlecht ist dies auch für diejenigen Patientinnen und Patienten, die derzeit zu Hunderttausenden von Marcumar® auf die von den Herstellern so enorm beworbenen ultrateuren NOAKs umgestellt werden. Denn der „Vorteil“, dass bei den NOAKs keine Gerinnungskontrollen mehr stattfinden müssen, kann sich schnell als großer Nachteil erweisen: Zahlreiche Experten machen genau diese fehlenden Kontrollen für schwerwiegende und schlecht zu stoppende Blutungen verantwortlich.

* Zitat von Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig, dem Vorsitzenden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, in: Arzneimittelreport 2014, S. 86